Das Internet sowie internetfähige mobile Geräte wie Smartphones, -watches und Tablets sind im Alltagsleben von Kindern und Jugendlichen selbstverständliche Begleiter geworden. Sie üben auf uns alle eine gewisse Faszinationin ihren vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten aus. Aus diesem Grund ist es wichtig, diese kompetent nutzen zu können, um neben den vielfältigen und kreativen Möglichkeiten, den unterschiedlichsten Phänomenendurch sicheres surfen im Internet resilient begegnen zu können.
Als Eltern können Sie Ihrem Kind als Orientierungshilfe bei der Entdeckung der vielseitigen Spiel-, Kommunikations- und Lernangebote unterstützend zur Seite stehen und damit das sichere Surfen im Netz und die Internetkompetenz Ihres Kindes begleiten. Dabei hilft es, die folgenden Bereiche zu kennen:
In der FAQ Wie kann ich das Handy meines Kindes kindersicher machen? erhalten Sie hilfreiche Tipps.
Am Ende der Seite unter Materialien finden Sie weitere Informationen zum Thema.
Im weiteren Verlauf der Seite werden diese Themen noch genauer erklärt.
Grundsätzliche Empfehlungen zur Nutzung digitaler Medien
Hier finden Sie Tipps und Anregungen zur altersgerechten Mediennutzung und Regelungen für den Alltag:
Mit einem uneingeschränkten Zugang ins Internet haben Kinder und Jugendliche Zugriff auf eine Vielzahl von Angeboten – sowohl positive als auch potenziell gefährliche. Ein reflektierter Umgang mit dem Internet ist laut Experten ab einem Alter von etwa 14 Jahren zu erwarten. Deshalb sollten Eltern jüngere Kinder in jedem Fall unterstützen und regulieren und je nach Reife in die Nutzung eingreifen.
Ab wann sollte mein Kind ein eigenes Smartphone haben?
Ob ein Kind ein eigenes Smartphone besitzen sollte, hängt von seiner Reife und dem verantwortungsvollen Umgang damit ab. Folgende Grundsätze sollten Sie berücksichtigen:
Grundschulkinder benötigen in der Regel kein eigenes Smartphone.
Der Übergang zur weiterführenden Schule bietet oft eine passende Gelegenheit für ein erstes Smartphone, wenn das Kind die nötige Reife zeigt.
Lassen Sie Ihr Kind zuerst einfache Funktionen wie Telefonieren und Fotografieren nutzen, bevor Sie die Internetnutzung freigeben.
Besprechen Sie mit Ihrem Kind die Risiken, wie das Teilen persönlicher Daten oder das Fotografieren anderer Personen ohne deren Zustimmung.
Wenn Sie Ihrem Kind ein Smartphone kaufen, beachten Sie folgende Sicherheitseinstellungen:
Richten Sie eine Drittanbietersperre ein und geben Sie beim Einrichten des Smartphone-Accounts Ihres Kindes keine Zahlungsmethode an, um ungewollte Käufe zu verhindern.
Sperren Sie In-App-Käufe, um kostenpflichtige Dienste innerhalb von Apps zu vermeiden.
Verwenden Sie Kinderschutz-Apps, die die Nutzung unerwünschter Apps und Webseiten einschränken. Beachten Sie jedoch, dass diese Apps nicht die elterliche Aufsichtspflicht ersetzen.
Prinzipiell können folgende Empfehlungen Orientierung bieten:
4 bis 6 Jahre: Maximal 30 Minuten pro Tag – nicht unbedingt täglich und immer nur begleitete Bildschirmzeit mit altersgerechten Inhalten.
7 bis 10 Jahre: Maximal 60 Minuten pro Tag – nicht unbedingt täglich, besprechen Sie die konsumierten Inhalte mit Ihrem Kind, wenn es unbegleitet online ist.
11 bis 13 Jahre: Maximal 90 Minuten pro Tag oder ca. 10 Stunden Wochenkontingent, also frei verfügbare Bildschirmzeit. Bleiben Sie auch hier immer im Austausch mit Ihrem Kind, wenn dies unbegleitet online ist.
Achten Sie bei unbegleiteter Bildschirmzeit darauf, dass Jugendschutztools eingestellt sind. Zusätzlich sind dies nur ungefähre Richtwerte und der Reifegrad Ihres Kindes ist immer auch ein Kriterium.
Tücken fester Medienzeiten:
Festgelegte Zeiten werden genutzt, obwohl es Alternativen gibt.
Entwicklungssprünge und Reife der Kinder müssen beachtet werden.
Diskussionen über zusätzliche Computernutzung wegen Schule, Veranstaltungen (zum Beispiel: Fußball-WM/ EM), etc.
Ein geregelter Umgang mit Smartphones kann durch klare Absprachen und Regeln unterstützt werden. Folgende Tipps können Sie hierbei unterstützen:
1. Offene Kommunikation: Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über die Nutzung des Smartphones und sozialer Medien. Fragen Sie, welche Apps genutzt werden, welche Inhalte konsumiert werden und ob es Probleme oder Unsicherheiten gibt. Zeigen Sie Interesse und bleiben Sie im Dialog.
2. Mediennutzung gemeinsam gestalten: Setzen Sie klare Regeln für die häusliche Smartphone-Nutzung. Legen Sie fest, wie viel Zeit täglich für das Handy verwendet werden darf und welche Inhalte unzulässig sind. Vereinbaren Sie feste "bildschirmfreie" Zeiten, zum Beispiel beim gemeinsamen Essen, vor dem Schlafengehen und vor allem nachts, um ungestörten Schlaf zu fördern.
3. Schutz der Privatsphäre: Erklären Sie Ihrem Kind, wie wichtig es ist, persönliche Daten wie Name, Adresse oder Fotos nicht ohne Weiteres zu teilen. Helfen Sie, die Datenschutzeinstellungen auf Apps und sozialen Netzwerken zu überprüfen und anzupassen.
4. Vorbildfunktion: Seien Sie Vorbild im Umgang mit digitalen Medien. Wenn Ihr Kind sieht, dass auch Sie das Smartphone verantwortungsbewusst nutzen, wird es dies eher nachahmen.
5. Altersgerechte Apps und Inhalte: Achten Sie darauf, dass die Apps und Inhalte, die Ihr Kind nutzt, altersgerecht sind. Viele Plattformen bieten Eltern die Möglichkeit, den Zugriff auf bestimmte Inhalte innerhalb der App zu steuern.
6. Cybermobbing und Sicherheitsrisiken: Machen Sie Ihr Kind auf die Risiken des Internets aufmerksam, wie z.B. Cybermobbing oder Kontakt mit Fremden. Besprechen Sie, wie es sich in unangenehmen oder gefährlichen Situationen verhalten sollte und wo es Unterstützung finden kann.
7. Wenn Probleme auftreten: Verbote sind oft nicht zielführend. Stattdessen sollte auch hier ein offenes Gespräch geführt werden, um Probleme oder womöglich auch Fehlverhalten zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Es ist wichtig, dass Ihr Kind versteht, welche Konsequenzen sein Verhalten hat und wie es zu einem besseren Umgang mit dem Smartphone finden kann.
Einstellungen und Apps sollten nur im Zusammenspiel mit einer vertrauensvollen Beziehung und klaren Regeln (auch für die Eltern – Vorbildfunktion) vorgenommen und installiert werden. Je nach vorhandenem Gerät (iOS/ Android) kann dazu ein Kinderschutzfilter installiert werden. Damit lassen sich In-App-Käufe oder das Nutzen von ungewollten Apps und Streamingdiensten einschränken bzw. verhindern. iPhones lassen sich in der Grundausstattung kindersicher machen. Androidgeräte benötigen eine Jugendschutz-App, die nachträglich installiert und meistens kostenpflichtig ist. Bei jüngeren Kindern empfiehlt es sich, mit einer sogenannten Whitelist zu arbeiten und ungeeignete Inhalte komplett zu sperren. Dabei ist eine zusätzliche Prüfung, ob die Schutzvorrichtungen wirksam sind empfehlenswert. Passwörter für WLAN, PC-User und Schutzsoftware sollten regelmäßig ausgetauscht werden.
Kinder und Jugendliche haben im digitalen Raum verschiedene rechtliche Aspekte zu beachten. Darunter fällt u.a. das Recht am eigenen Bild, das Urheberrecht oder Persönlichkeitsrechte. Eltern sollten Kinder darin begleiten und unterstützen.
Netzbetreiber stehen auch in der Verantwortung und haben rechtliche Aspekte auch in Bezug auf den Jugendschutz zu beachten. Sie müssen laut Digital Services ActÖffnet sich in einem neuen Fenster effektive Schutzmaßnahmen anbieten und Informationen transparent für Erwachsene und Kinder bereitstellen.
Mediale Phänomene (zum Beispiel Cybermobbing, Cybergrooming, Challenges)
Bei der Nutzung von Social-Media-Apps gibt es wichtige Aspekte, die Sie als Elternteil unbedingt berücksichtigen sollten. Ein gewichtiger Punkt stellt die Altersfreigabe dar. Die Nutzung von WhatsApp ist beispielweise ab 13 Jahren (seit März 2024) möglich. Posten Ihre Kinder Musik oder „fremde“ Bilder, könnte dies zu einer Urheberrechtsverletzung oder einer Missachtung des Rechts am eigenen Bild führen. Große Unternehmen haben TikTok als mögliche Werbeplattform entdeckt. Das Risiko In-App-Käufe zu tätigen ist deshalb dabei zu beachten.
Die Gefahr, dass Ihr Kind durch Cybermobbing oder Cybergrooming belästigt wird, kann auch durch die sichere Nutzung (Schutzfilter) von Apps beeinflusst werden. Beim Cybergrooming nehmen Täter beispielsweise über TikTok und Snapchat, YouTube oder über Onlinespielen wie Fortnite Kontakt auf und verwickeln ihre Opfer immer wieder in Gespräche. Haben Sie ein vermeintliches „Vertrauensverhältnis“ aufgebaut, fordern sie von diesem, persönliche Bilder und Videos zu senden oder sich mit ihnen zu treffen. Mit den zugesendeten Bildern und Videos wollen sie das Opfer manipulieren und kontrollieren. Das kann von permanenter Belästigung über Beleidigungen bis hin zu Bedrohungen und Treffen mit unbekanntem Ausgang gehen.
Informationen zur Nutzung und von Gefahren von Social Media:
Tipps der Beratungsstelle | Digitale Schule Hessen unter Mediale Trends und Besonderheiten finden Sie weitere Artikel zu verschiedenen medialen Phänomenen wie Cybergrooming, Hass im Netz oder Onlinechallenges.
Ist Ihr Kind von einem medialen Phänomen wie Cybermobbing, Cybergrooming, Hate Speech oder Sextortion betroffen ist es zunächst wichtig, mit Ihrem Kind über das Erlebte zu sprechen. Geben Sie ihm Zeit und Raum, damit es Entlastung erfährt. Wenn es sich Ihnen gegenüber nicht öffnen kann oder will, versuchen Sie eine andere Vertrauensperson einzubeziehen. Keinesfalls sollte das Kind, beispielsweise durch Wegnahme des Smartphones, bestraft werden. Es hat u.U. sehr angsteinflößende, bedrohliche oder auch quälende Situationen erleben müssen. Sich darüber mitzuteilen, ist mit einer hohen Hemmschwelle durch Scham und Angst behaftet. Fragen wie „Wie konnte mir das passieren?“; „Was werden meine Eltern, meine Freunde, etc. nun von mir denken?“ oder auch „Warum habe ich das gemacht?“ können Ihr Kind begleiten und traumatisieren.
Was können Sie tun?
Bieten Sie sich als Gesprächspartner an.
Kann sich Ihr Kind Ihnen gegenüber nicht öffnen, überlegen Sie gemeinsam, mit wem Ihr Kind vertrauensvoll sprechen kann (z.B. Freunde, Lehrkräfte, Schulsozialarbeit).
Dokumentieren Sie Beweise (Chatverläufe, Bilder, etc.) per Screenshot. Achtung! Nicht bei kinderpornografischen Inhalten!
Blockieren Sie den Kontakt.
Nutzen Sie den Meldebutton der Plattform und/ oder wenden Sie sich an Beschwerdestellen.
Beziehen Sie ggf. die Polizei mit ein.
Nehmen Sie bei Bedarf das Angebot einer Beratungsstelle oder eines Psychologen in Anspruch.
Die nachfolgenden Qualifizierungsangebote bieten Eltern Unterstützung für Ihre Bildungs- und Erziehungsarbeit, u.a. zum Thema Medienkompetenz:
elan ist ein Programm von Eltern für Eltern, dass durch das Kultusministerium finanziert und unterstützt wird, aber durch qualifiziert ausgebildete Eltern gestaltet und umgesetzt wird. Es gibt viele engagierte Eltern oder ehemalige Eltern von Schülerinnen und Schülern, die diese Aufgabe übernehmen und sich in einer umfangreichen Ausbildung zum „elan-Multiplikator/elan-Multiplikatorin“ qualifizieren.
Die Materialien des Elternleitfadens „Internetkompetenz für Eltern – Kinder sicher im Netz begleiten“ geben Eltern Orientierung in Fragen der Medienerziehung und im Umgang mit dem Internet.
Das Portal der Institutionen Klicksafe und Internet-ABC bietet Kindern, Eltern und Pädagogen Infos, Tipps und Tricks rund um das Internet. Ferner klärt es über die Gefahren des Internets wie zum Beispiel Mobbing, Betrug und Angst machende Seiten auf. Kinder finden auf diesem Portal viele interessante kindgerechte Spiele und eine große Auswahl an Kinderseiten zu verschiedenen Themen.
Das Netzwerk gegen Gewalt hat es sich zur Aufgabe gemacht, Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, Erziehungskompetenz in Bezug auf die neuen Medien zu erwerben. Ziel ist es, dass Eltern fachkundige Ansprechpartner für Ihre Kinder sind.