Sicheres Surfen auf Social Media

Haben Sie oder Ihr Kind ein Profil auf einer Social Media-Plattform wie Instagram, WhatsApp oder TikTok? Was macht den Reiz an Social Media aus und was sollte beachtet werden, um private Daten zu schützen? Wer hat ein Interesse an diesen Daten und warum? Welche Altersbegrenzungen bestehen?

WhatsApp oder Plattformen wie YouTube, TikTok und Snapchat bieten vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation, Information und Unterhaltung. Jugendliche nutzen deren Möglichkeiten u.a., um ihre eigene Identität durch kreative und individuelle Nutzungsweisen mit zu entwickeln und zu prägen. Social Media unterstützt des Weiteren, sich zu vernetzen, an der gesellschaftlichen Entwicklung aktiv teilzunehmen, sie zur Freundschaftspflege zu nutzen oder sich über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren. Die Beratungsstelle Jugend und Medien Hessen hat Informationen dazu im Artikel Beliebte Messengerdienste und Social Media Apps zusammengestellt. Im Artikel Umgang mit Social Media | Digitale Schule Hessen werden weiterführend wichtige Aspekte in der Nutzung von Social Media aufgegriffen.

Was ist bei der Nutzung von Social Media Apps zu beachten?

Im Folgenden beleuchtet die Beratungsstelle die Herausforderungen und Risiken, die auf Social Media auftreten können sowie Aspekte des Datenschutzes und des sicheren Umgangs mit privaten Daten.

Neben den benannten positiven Aspekten kann man auch mit den unterschiedlichsten medialen Phänomenen konfrontiert werden. Dazu gehören der reflektierte Umgang mit Likes und Kommentaren und darüber die mögliche Konfrontation mit Hassrede (Hate Speech) oder Cybermobbing. Auch die Bewertung des eigenen Auftritts in Bezug auf Erscheinung oder Aussehen und der mögliche negative Einfluss auf das eigene Selbstwertgefühl sind ernstzunehmende Gefahren. Die Konfrontation mit ungeeigneten Inhalten wie Pornografie und Gewaltdarstellungen, mit Fake News und das sogenannte FOMO – fear of missing out (die Angst, etwas zu verpassen) – beschreiben weitere Phänomene.

Weitere Informationen zu diesem medialen Phänomen finden Sie unterTipps der Beratungsstelle | Digitale Schule Hessen.

Auch die Sensibilisierung für die notwendige Wahrung der Privatsphäre und der Schutz der persönlichen Daten sind wichtig, um Social Media selbstbestimmt und reflektiert nutzen zu können.

  • Warum persönliche Daten schützen?

    Informationen, die ins Netz gestellt werden, sind allen zugänglich und können unkontrolliert kopiert oder in einen anderen Kontext gesetzt werden. Wichtig zu wissen ist, dass es spezielle Dienstleister gibt, die Änderungen oder Löschungen in den eigenen Daten nachverfolgen und feststellen können. Befinden sich Daten im Netz, ist ein gänzliches Löschen nahezu unmöglich. Beispielsweise können Versicherungen Social Media-Daten dazu nutzen, spezielle Risiken vor dem Abschluss von Versicherungen zu ermitteln, wenn beispielsweise gepostet wurde, dass das Auto erneut einen Blechschaden erlitten hat. Oder Vermieter können etwa das Verhalten von Wohnungsbewerbern (unerwünschte Vorlieben) feststellen.

 

  • Warum Privatsphäre-Einstellungen tätigen?

    Eine mögliche Privatsphäre-Einstellung in den unterschiedlichsten Apps ist für Nutzerinnen und Nutzer nicht immer bekannt. Auch wird die Notwendigkeit nicht immer gesehen. Fehlende Einstellungen können jedoch zu unterschiedlichsten Online-Risiken wie unerwünschten In-App-Käufen, Identitätsdiebstahl oder Cybermobbing führen. Standortdaten in Bildern oder auch die Standortfreigabe in Apps ermöglicht auch Fremden zu jeglicher Zeit zu wissen, wo sich Ihr Kind befindet. Hinweise zu sicheren Einstellung des Smartphones finden Sie auf Informationen für Eltern | Digitale Schule Hessen und Jugendliche unter der FAQ Was muss ich beim Posten/ Chatten/ Surfen beachten und wie schütze ich meine Privatsphäre? unter Informationen für Kinder und Jugendliche | Digitale Schule Hessen

     

  • Welche persönlichen Daten sollten geschützt werden?

    Zu den persönlichen Daten gehören neben der Adresse und dem Geburtsdatum auch Standortfreigaben. Diese sind beispielsweise als Stempel auf Instagram zu einem geposteten Urlaubsbild automatisch vermerkt, wenn dies in den Einstellungen nicht aktiv geändert wurde. Aufnahmen, die die eigene Wohnung und die direkte Umgebung zeigen, sollten nur Menschen zugänglich gemacht werden, denen man vertraut.

    Auch der sensible Umgang mit Bildern und öffentlichen Meinungsäußerungen ist wichtig. Eine Aufnahme, die im ersten Moment lustig ist, kann im nächsten Moment peinlich sein. Entstehen diese spontan - wie beispielsweise  bei der App BeReal – können Beleidigungen oder Hassattacken die Folge sein. Das Profilbild sollte – vor allem bei jungen Menschen – nicht die eigene Person zeigen. Arbeitgeber sichten auch Profile potentieller Arbeitnehmer. Neben unangenehmen Fotos können auch unpassende Einträge zu einer Ablehnung der Einstellung führen.

    Auch das Teilen von Bildern und Videos der eigenen Kinder auf Social Media – das sogenannte Sharenting – sollte äußerst sensibel behandelt werden. Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre und dem sogenannten Recht am eigenen Bild. Dies wird oftmals unbewusst missachtet, was mit unterschiedlichen Risiken verbunden sein kann. Unter anderem können die Bilder von Dritten heruntergeladen, gespeichert und für ihre Zwecke missbraucht werden. Auch das Posten von Angaben zum Kindergarten, der Schule des Kindes oder eine wichtige Gesundheitsinformation kann für gewerbliche Zwecke missbraucht werden. Weitere Informationen finden Sie unter Informationen für Eltern | Digitale Schule Hessen.

 

  • Selbstschutz

    Kinder sollten darüber aufgeklärt werden, dass bei jeder Social Media Plattform und bei jedem Messengerdienst Inhalte gemeldet werden können, die sie beispielsweise als verängstigend oder abstoßend empfinden. Auch über die Möglichkeit, Personen, die ihnen unangenehm sind, blockieren zu können, sollte besprochen werden. 

  • Welche offiziellen Regelungen gibt es?

    Nach Einführung der europäischen Datenschutzbestimmungen (DSGVO) haben auch viele Social Media-Dienste ihre Nutzungsbedingungen angepasst. Da personenbezogene Daten von Kindern und Jugendlichen besonders schützenswert sind, ist dort u.a. festgeschrieben, dass die Verarbeitung personenbezogener Daten nur nach Einwilligung der betroffenen Person rechtmäßig ist (Art. 6, Abs. 1a). Eine entsprechende Zustimmung kann erst ab einem Alter von 16 Jahren gegeben werden. Für Kinder und Jugendliche, die das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, müssen Eltern oder Erziehungsberechtigte ihre Einwilligung geben und der Verarbeitung der personenbezogenen Daten des Kindes zustimmen. Vorgaben zu Altersbeschränkung ergeben sich auch aus dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und dem Jugendschutzgesetz.

    Diese Regelungen, die in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen und den Nutzungsrichtlichtlinien festgelegt sind, betreffen auch die Auswertung personenbezogener Daten. Solche werden auch dazu genutzt personalisierte Werbung anzuzeigen.

  • Wie werden die Altersbeschränkungen in den App-Stores geprüft?

    Bei der Bestimmung der Altersfreigaben in den App-Stores wie der „Google Play Store“ oder der „Apple App Store“ wird unterschiedlich vorgegangen. Nicht immer werden länderspezifische Regularien berücksichtigt oder angezeigt. Die Altersempfehlungen basieren in der Regel auf den Inhalten, der Art der App und den potenziellen Risiken für bestimmte Altersgruppen. So können dort auch Apps ab 0 Jahren freigegeben sein, die dennoch nicht-jugendfreie Inhalte, Werbung oder Funktionen – wie In-App-Käufe – beinhalten.

    Weitere Informationen finden Sie hier: Altersfreigaben bei Online-Spielen, Apps und Videos | Digitale Schule Hessen

    Eine Übersicht über die Altersbeschränkungen für die gängigen Social Media-Apps gibt es hier:

AppMindestalterKostenWerbungPersönliche DatenSicherheitDatenschutz
TikTok13*Coins für Geschenke als In-App-KäufejaAnmeldung: E-Mail oder Telefonnummer & Geburtsdatum/ weiterhin u.a. über einen Facebook-Account möglichNutzt Nutzerdaten, um Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen zu erkennenGibt Daten auch an ausgewählte Partnerunternehmen weiter
Snapchat13*Snapchat+ 4,49€/ Monat 
44,99 € pro Jahr
Ja, ohne AboAnmeldung: Vorname, Handynummer & GeburtsdatumNutzt Nutzerdaten, um Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen zu erkennenNutzt u.a. Daten für personalisierte Werbung
Instagram13Nicht im BasismodelljaAnmeldung: E-Mail oder Telefonnummer & Geburtsdatum/ weiterhin über einen Facebook-Account möglichNutzt Nutzerdaten, um Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen zu erkennenNutzt u.a. Daten für personalisierte Werbung
Twitch13*Optional Zusatzkäufe (z.B. Abos)jaAnmeldung: E-Mail oder Telefonnummer & Geburtsdatum2-Faktor AuthentifizierungNutzt u.a. Daten für personalisierte Werbung
Discord16keinekeineAnmeldung: E-Mail & Geburtsdatum2-Faktor AuthentifizierungWertet demografische Daten, Interessen und Verhaltensweisen aus
YouTube

16

unter 16*

Ja (u.a. bei YouTube Premium)jaFür einen YouTube Kanal benötigt man einen Google-Account/ zur Registrierung Name, Geburtsdatum & Handy-Nr.

Nutzt Nutzerdaten, um Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen zu erkennen

 

Nutzt persönliche Informationen unter anderem für personalisierte Werbeanzeigen und Video- und Kanalvorschläge
WhatsApp13keinekeineAnmeldung: Handynummer/ Freigabe, dass WhatsApp auf eigene Kontakte zugreifen kannEnde-zu-Ende-VerschlüsselungTeilt Informationen mit Facebook
Signal13*keinekeineAnmeldung: HandynummerEnde-zu-Ende-VerschlüsselungVerschlüsselt u.a. Informationen im eigenen Profil

*mit Zustimmung der Eltern

Praktische Tipps

  • Besprechen Sie zunächst mit Ihrem Kind, warum es die App nutzen möchte.
  • Schauen Sie sich gemeinsam die App an. Gegebenenfalls können zur Einordnung der App auch Erfahrungsberichte und Bewertungen hilfreich sein.
  • Prüfen Sie die Altersfreigabe der App. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie es die App selbstbestimmt und reflektiert nutzen kann und welche Funktionen Sie gegebenenfalls einschränken möchten.
  • Sensibilisieren Sie Ihr Kind für mögliche Gefahren wie Cybergrooming und Risiken wie In-App-Käufe.
  • Möchten Sie vorbeugen, dass Ihr Kind nicht jugendfreie Apps selbständig herunterladen kann, können Sie über die Geräte- oder Appstore-Einstellungen entsprechende Jugendschutzeinstellungen vornehmen.

  • Vergeben Sie – gemeinsam mit Ihrem Kind – ein sicheres Passwort.
  • Nutzen Sie die Jugendschutzfunktionen der App.
  • Tätigen Sie individuelle Smartphone-Einstellungen. Dazu kann beispielsweise auch die Einrichtung eines Zeitlimits gehören.
  • Stellen Sie das Profil Ihres Kindes auf privat und überlegen Sie gemeinsam, welche Personen Zugriff auf Daten – u.a. auch Bilder – haben dürfen.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es vor dem Teilen von Kommentaren, Fotos oder Videos über die App reflektieren sollte, ob die Inhalte unangenehm sein und beispielsweise Cybermobbing oder Hate Speech nach sich ziehen könnten. Sensibilisieren Sie Ihr Kind außerdem dazu, dass es vor der Veröffentlichung weitere abgebildete Personen um Erlaubnis bitten muss.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es nur die notwendigsten Daten über sich selbst in der App preisgeben sollte. Vor allem sollten Kontaktdaten nicht öffentlich angezeigt werden.