Hinweis für Eltern: Das Spiel Clash Royal hat in letzter Zeit wieder vermehrt an Beliebtheit gewonnen. Dabei ist zu beachten, dass sich das Spiel zum Großteil über In-Game-Käufe finanziert und Dark-Patterns enthält. Ein Belohnungssystem regt zu unbedachtem Geldausgeben an und kann durch wiederkehrende Erfolgserlebnisse zu einer Abhängigkeit führen. Lesen Sie mehr dazu in diesem Artikel.
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Gaming
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Dabei ist wichtig zu wissen, dass viele digitale Spiele auch „online“ gespielt werden können. Das heißt, dass es möglich ist, mit anderen gemeinsam oder gegeneinander über das Internet zu spielen. Dabei können die Gamerinnen und Gamer über eine Chatfunktion miteinander in Kontakt treten. Diese Funktion bringt gewisse Risiken und Gefahren im Bereich des Jugendmedienschutzes mit sich. Digitale Spiele machen heutzutage einen Großteil des Freizeitverhaltens von jungen Menschen aus. Laut der aktuellen JIM Studie spielen 72% der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren regelmäßig digital. Die Jungen sind dabei deutlich stärker vertreten als die Mädchen. Per Smartphone, PC, Tablet oder als Konsolenspiel werden z.B. Minecraft, Call of Duty, Fortnite und FIFA alleine oder gemeinsam gespielt. In andere Welten eintauchen und sich mit anderen zu messen, sind dabei wichtige Motive der Gamerinnen und Gamer. Das Angebot an digitalen Spielen ist riesig. Neben reinen Unterhaltungsspielen stehen auch sogenannte „serious games“ zur Verfügung. Um junge Menschen dabei zu unterstützen, ein gesundes Spielverhalten zu entwickeln, sind die positiven Wirkungen und die Risiken von digitalen Spielen zu beachten.
Welche positiven Aspekte sprechen für Gaming?
Viele digitale Spiele haben durchaus positive Effekte auf die Spielerinnen und Spieler. Die räumliche Orientierung, die Gedächtnisleistung oder die Fähigkeit, strategisch zu denken und in Spielergruppen gemeinsam zu agieren, werden dabei trainiert. Die Auge-Hand-Koordination und die Reaktionsfähigkeit werden durch die Maussteuerung oder die Steuerung des Controllers geschult und gefördert. Die soziale Interaktion beim gemeinsamen Spielen erweitert die eigene Teamfähigkeit und die Problemlösungskompetenz. Die Frustrationstoleranz und das Durchhaltevermögen werden gestärkt.
Sogenannte „serious games“ unterhalten nicht nur, sondern wollen Inhalte und Kompetenzen gezielt vermitteln. Sie können auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Auch digitale Lernspiele beispielsweise zur Unterstützung des Vokabelübens fördern die Lernmotivation, indem sie durch ihren spielerischen Ansatz komplexe Zusammenhänge leichter vermitteln und das Lernen nebenher gelingen lassen.
Beim Gaming können demzufolge u.a. koordinative Fähigkeiten sowie soziale Fähigkeiten und Kompetenzen trainiert werden. Viele digitale Spiele für Jüngere verknüpfen weiterhin Spielspaß mit der Vermittlung von Lerninhalten und eignen sich daher sehr gut, um Spaß am Lernen zu erhalten oder zu wecken.
Welche Gefahren bergen Online-Games?
In einigen beliebten Online-Games und Apps haben Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit, innerhalb von In-Game-Käufen für echtes Geld Spielerweiterungen, Zusatzinhalte oder Verbesserungen zu erstehen, mit denen man im Spiel erfolgreicher sein oder schneller vorankommen soll. So kann man in den In-Game-Shops verschiedene Käufe tätigen, beispielsweise besondere Ausdrucksformen – sogenannten Emotes und Verschönerungen der Spielfiguren – sogenannte Skins, aber auch Lootboxen. Diese Schatztruhen mit unbekanntem Inhalt sind besonders problematisch, da sie glücksspielähnliche Elemente aufgreifen.
Somit gehören In-Game-Käufe zu den sogenannten Dark Patterns. Dies sind manipulative Techniken, die von Spielentwicklern und Spielentwicklerinnen eingesetzt werden. Sie zielen darauf ab, den Nutzer oder die Nutzerin besonders lange im Spiel zu halten und zu weiteren Käufen zu bewegen, in dem man sie beispielsweise zum Sammeln von Zusatzinhalten anregt. Zu diesen Dark Patterns gehören auch Belohnungen, die man durch regelmäßiges Öffnen des Spiels oder durch das Anschauen von Werbung erhält. Damit können In-Game-Käufe zu Abo- und Kostenfallen werden. Vor allem virtuelle Währungen sind problematisch, da die Umrechnung in echtes Geld oft nicht nachvollziehbar ist.
Um ungewollte Käufe zu vermeiden, sollten Eltern darauf achten, dass in den Online-Games Ihrer Kinder keine Zahlungsdaten hinterlegt sind. Minderjährige benötigen bei In-Game-Käufen immer das Einverständnis ihrer Eltern.
Viele digitale Spiele bieten außerdem die Möglichkeit, online gemeinsam mit anderen Gamerinnen und Gamern zu spielen und über Spielegruppen und -klans in Kontakt zu treten. Dadurch bergen sie jedoch auch Risiken und Gefahren wie Cybergrooming, Cybermobbing oder die Konfrontation mit Hassrede.
Wenn das Spiel als Flucht aus dem analogen Leben genutzt wird, kann es zu einer Verwischung von Realität und Fiktion kommen. Durch den Onlinecharakter führt man beispielsweise ein aufregenderes Leben, als das eigene. Dies führt schlimmstenfalls zu einem Realitätsverlust oder einer Spielsucht.
Grundsätzlich ist es wichtig, die Alterskennzeichnung der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) zu beachten, um nicht mit altersunangemessenen Inhalten konfrontiert zu werden.
Ab wann spricht man von einer Spielesucht?
Eine Computerspielsucht kann dann vorliegen, wenn unter anderem das Spielen trotz negativer Folgen über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten fortgeführt wird, die Gedanken unablässig um das Spiel oder die präferierte Aktivität im Internet kreisen und die Kontrolle über die Alltagsgestaltung durch das Spielen abgelöst wird. Dies wird oftmals von sozialem Rückzug begleitet, der sich in einer Abkapselung von der Außenwelt äußert. Beispiele hierfür sind die vermehrte Abwesenheit in der Schule sowie die Vernachlässigung von Freundschaften und Hobbies. Zudem können Entzugserscheinungen wie Unruhe und Gereiztheit auftreten.
Computerspielsucht, englisch Gaming Disorder, wurde von der WHO als international anerkannte Krankheit in die „11th Revision of the International Classification of Diseases (ICD-11)“ aufgenommen.
Wenn Sie eine Spielesucht bei Ihrem Kind vermuten, sprechen Sie die Klassenlehrkraft direkt an, ob Ihr Kind im Unterricht häufig müde ist, unentschuldigte Fehltage vorliegen oder ob sich die Fachleistungen in letzter Zeit verschlechtert haben.
Sollten Sie Anzeichen wahrnehmen, dass Ihr Kind gefährdet oder bereits abhängig ist, können sie professionelle Hilfe von Sucht- und Familienberatungen einholen. Weitere Informationen zum Thema Mediensucht finden Sie unter Informationen für Kinder und Jugendliche und Informationen für Eltern.
Zeitumfang für das Konsumieren von digitalen Spielen festlegen
Um die Spielzeiten Ihrer Kinder im Auge zu behalten, können zusätzlich technische Schutzmaßnahmen verwendet werden, die in einigen Spielen, Betriebssystemen und Spielkonsolen bereits vorhanden sind. Auch bei Smartphones und Tablets können je nach Betriebssystem entsprechende Einstellungen vorgenommen oder passende Apps installiert werden.
Diese entbinden aber nicht die Erziehungsberechtigten von Ihrer Aufsichtspflicht. Sie müssen einschätzen können, ob das Kind verantwortungsbewusst mit den Verlockungen umgehen kann, ohne dass andere Verpflichtungen darunter leiden.
Es ist daher sinnvoll, sich in der Familie mit dem Thema Medienkonsum auseinander zu setzen. Bieten Sie Anregung und Alternativen zum digitalen Spiel, um reale Selbsterfahrungserlebnisse im Alltag zu fördern, z. B. in Form gemeinsamer Unternehmungen oder Hobbys wie Sport, Musik und Treffen mit Freundinnen und Freunden.
Weitere Informationen
Haben Sie Befürchtungen, dass ihr Kind oder eine Ihnen bekannte Person unter einer Spielesucht leiden, können Ihnen folgende Links weitere Informationen geben: