Demokratie in der Krise, Gefährdung der Demokratie, Demokratie in stürmischen Zeiten – Aussagen, die in der momentanen medialen Berichterstattung immer wieder aufgegriffen werden. Wie schätzen junge Menschen ihren Einfluss darauf ein? Wo begegnen sie politischen Ansichten und Einstellungen, und wie gehen sie damit um? Fakt ist, dass junge Menschen immer weniger Vertrauen in die Berichterstattung und die Problemlösungsfähigkeit demokratischer Akteure haben. Die aktuelle Weltlage und bestehende Herausforderungen verstärken ihre Unsicherheit, was ihre Zukunft betrifft. Viele Jugendliche sehen kaum Möglichkeiten, persönliche und gesellschaftliche Lebensbedingungen aktiv zu beeinflussen, wie Ergebnisse der Trendstudie Jugend in Deutschland 2024Öffnet sich in einem neuen Fenster zeigen. Im „Sorgen-Ranking“ der Studie werden am häufigsten die Angst vor Inflation, der Krieg in Europa und Nahost, teurer und knapper Wohnraum, die Spaltung der Gesellschaft sowie der Klimawandel genannt. Auch die bevorstehende Bundestagswahl und internationale politische Entwicklungen bereiten ihnen Sorgen. Die Studie legt nahe, dass sich junge Menschen mit diesen Sorgen nicht ausreichend gehört fühlen.
Wie kann man junge Menschen für Möglichkeiten der Teilhabe sensibilisieren? Wie können sie in demokratische Prozesse einbezogen werden, damit sie das Gefühl haben, gehört zu werden? Und wie können sie selbst Einfluss nehmen, um ihre Rechte und Interessen zu vertreten.
Erweiterter Zugang zu Informationen
Digitale Medien ermöglichen Kindern und Jugendlichen, sich schnell und unkompliziert über politische und gesellschaftliche Themen zu informieren. Soziale Netzwerke wie Instagram, TikTok oder YouTube sind dabei besonders beliebt, wie auch die JIM-Studie 2024 zeigt. Die Vielfalt und Zugänglichkeit der Informationen bieten große Chancen, bergen jedoch auch Herausforderungen:
- Chancen: Jugendliche können sich aus verschiedenen Quellen informieren, politische Diskussionen verfolgen und unterschiedliche Perspektiven kennenlernen.
- Risiken: Fake News und gezielte Desinformationen können die Meinungsbildung beeinflussen. Ohne ausreichende Medienkompetenz fällt es Jugendlichen oft schwer, Fakten von Meinungen oder Fälschungen zu unterscheiden. Außerdem fehlt in sozialen Netzwerken eine vergleichbare Qualitätssicherung wie in klassischen Medien. Dadurch können ungefiltert falsche Informationen verbreitet werden.
Partizipation durch Online-Diskussionen
Digitale Plattformen ermöglichen neue Formen der politischen Beteiligung. Jugendliche können sich in sozialen Netzwerken an Diskussionen beteiligen, Petitionen starten oder unterstützen und über Kommentare direkt mit politischen Akteuren interagieren. Es gibt Anbieter, die den politischen Austausch gezielt fördern und altersgerechte Inhalte bereitstellen.
Die Teilnahme an Online-Debatten ist jedoch nicht immer einfach:
- Positive Aspekte: Digitale Diskussionen bieten Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern, demokratische Werte wie Meinungsfreiheit und Pluralismus zu erleben und eine Diskussionskultur zu entwickeln.
- Herausforderungen: Hate Speech und Anfeindungen schrecken viele Jugendliche ab, aktiv an politischen Debatten teilzunehmen. Fehlende Moderation in offenen Foren kann Diskussionen eskalieren lassen.
Wie wird Social Media im Wahlkampf genutzt?
Politische Akteure setzen zunehmend auf Social Media, um junge Wählerinnen und Wähler zu erreichen. Sie nutzen die Plattformen, um politische Botschaften zu verbreiten, Themen zu diskutieren und zur Partizipation zu motivieren. Insbesondere die Einflussnahme durch Verbreitung KI-generierter Falschnachrichten, um bspw. politische Gegner zu diskreditieren nehmen zu. Weitere Informationen dazu finden Sie in dem Artikel Wie können soziale Medien die Demokratiebildung beeinflussen? | Digitale Schule Hessen
Chancen:
- Jugendliche haben die Möglichkeit, politische Positionen direkt zu vergleichen und mit Entscheidungsträgern zu interagieren.
- Inhalte werden oft leicht verständlich und kreativ aufbereitet, was den Zugang erleichtert.
Risiken:
- Microtargeting: Politische Inhalte werden so angepasst, dass sie die Menschen ansprechen, die sie erreichen sollen. Das kann dazu führen, dass man beeinflusst wird, ohne es zu merken.
- Polarisierung: Verkürzte und emotionale Botschaften verdrängen differenzierte Argumente und fördern eine oberflächliche Auseinandersetzung mit wichtigen Themen.
Junge Menschen als aktive Gestalterinnen und Gestalter der Demokratie
Digitale Medien bieten vielfältige Möglichkeiten, junge Menschen in demokratische Prozesse einzubinden und ihre Stimme hörbar zu machen. Damit sie die Chancen dieser neuen Partizipationswege nutzen können, müssen ihre Medienkompetenz gestärkt und sie für Risiken sensibilisiert werden. Indem sie lernen, kritisch mit Informationen umzugehen und sich konstruktiv in Diskussionen einzubringen, können sie zu aktiven Mitgestalterinnen und -gestaltern der Demokratie werden. So entsteht eine digitale Teilhabe, die Vertrauen fördert und die demokratische Kultur stärkt.