Medien spielen in einer Demokratie eine wichtige Rolle. Sie tragen dazu bei, dass sich die Menschen über aktuelle Themen informieren, austauschen und darüber eine freie, ausgewogene Meinung bilden können (Artikel 5 Grundgesetz).
Jeden Tag nehmen wir über das Radio, das Fernsehen, (Online-)Tageszeitungen und Fachmagazine, Nachrichten-Widgets auf dem Handy, aber auch über soziale Netzwerke, wie die Timeline von Facebook, über X oder Instagram vielfältige Informationen auf. Mit der Etablierung Sozialer Netzwerke hat sich das klassische Kommunikationsmodell des Senders und Empfängers stark verändert. Mit der heutigen Technik ist es möglich, dass jede Nutzerin und jeder Nutzer beispielsweise mit seinem Smartphone über die Nachrichtendienste oder Blogs auch zum Sender von Informationen werden kann.
Durch diese vielfältigen Möglichkeiten der Informationsaufnahme wird es immer schwieriger herauszufiltern, woher die Informationen stammen, wie aktuell sie sind und wie deren Wahrheitsgehalt ist. Da Suchmaschinen u.a. das Nutzungsverhalten auswerten, kann es auch zu einer Verzerrung bspw. von gesellschaftlichen und politischen Themen kommen. Suchergebnisse werden entsprechend des eigenen Verhaltens angezeigt – man befindet sich in einer sogenannten Filterblase. Somit kann der Blick auf verschiedenste Themen eingeschränkt werden. Weiterhin besteht für die Konsumentinnen und Konsumenten die Gefahr einer Übersättigung an Informationen.
Im Rahmen der freien Meinungsäußerung geht damit aber auch der wichtige und positive Effekt einher, dass eigene Beiträge im Internet und den sozialen Netzwerken durch Jeden veröffentlicht werden können. Weiterhin besteht die Möglichkeit, bspw. Artikel von Tages- und Wochenzeitungen oder Sendungen zu kommentieren. Blogs bieten die Möglichkeit, Beiträge zu erstellen. Auch kann jeder Nutzer und jede Nutzerin Beiträge für Online-Enzyklopädien wie z.B. Wikipedia leisten. Diese Beiträge können jedoch, vor allem wenn es keine Kontrollinstanzen gibt, auch (vorsätzlich) falsche oder sogar radikale Inhalte beinhalten.
Wie werden Informationen von Jugendlichen aufgenommen?
Aussage darüber, wie junge Menschen mit dem aktuellen Tagesgeschehen in Kontakt kommen, gibt die JIM-Studie von 2023. Neben den Gesprächen mit der Familie, die zu 63% benannt wurden, erfährt ca. jede/-r Zweite Neuigkeiten über Nachrichten im TV/Radio und durch Gespräche mit Freunden. 39% haben eine spezielle Nachrichten-App installiert, wobei die Bereitstellung einer solchen App 52% der Jugendlichen als gut befinden würde und 30% als sehr gut. Ein Drittel gibt an, sich regelmäßig über YouTube, gefolgt von TikTok (30 %) und Instagram (29 %) zu informieren. YouTube hat damit einen Zuwachs von 11% und TikTok von 5% im Vergleich zum Vorjahr.
Da soziale Netzwerke nicht immer eine offene Suche zulassen, sondern algorithmengesteuert sind, laufen die Empfängerinnen und Empfänger dieser Nachrichten hier auch Gefahr, aus Informationsblase nicht mehr herauszukommen und somit keine völlig unbelastete Berichterstattung zu erhalten.
80% der Jugendlichen benennen innerhalb der JIM Plus Studie von 2022, dass sie schon einmal mit Fake News konfrontiert wurden. Dabei sind vor allem die Themen Corona, Politik, Personen des öffentlichen Lebens und der Ukraine-Krieg davon betroffen. 2/3 überprüfen diese wahrgenommenen Fakes gelegentlich, 25% eher selten. Weitestgehend werden diese falschen Nachrichten durch die Jugendlichen ignoriert und nichts aktiv dagegen unternommen. Die Sensibilisierung für einen bewussten Umgang mit (Falsch-)Informationen sind ein wesentlicher Baustein der Medienkompetenzförderung, um junge Menschen in einer kompetenten Mediennutzung zu unterstützen und sie in ihrer eigenen Meinungsbildung und gesellschaftlichen Teilhabe zu fördern. Dazu ist es wichtig, Kinder und Jugendliche über Fake News aufzuklären, über das aktuelle Tagesgeschehen mit ihnen im Austausch zu sein und dafür altersgerechte, seriöse Informationsquellen zu nutzen.
Welche Faktoren beeinflussen eine seriöse Berichterstattung?
Fake News
Falsche oder manipulierte Informationen, die aus politischen, ökonomischen oder persönlichen Motiven die Meinungsbildung gezielt beeinflussen sollen, werden als sogenannte Fake News bezeichnet. Sie beinhalten u.a. wahre Informationen, die aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgerissen und in einem anderen, irreführenden Zusammenhang präsentiert oder nur anteilig veröffentlich werden. Fake News erwecken den Eindruck „echter Nachrichten“, verbreiten sich durch soziale Netzwerke sehr schnell und erreichen damit potentiell enorme Reichweiten.
Verschwörungstheorien
Abzugrenzen von Fake News sind sogenannte Verschwörungstheorien, wovon 40% der im Rahmen der JIM-Studie 2023 Befragten 12-19-jährigen konfrontiert wurden. Dabei handelt es sich um Annahmen, dass als mächtig wahrgenommene Einzelpersonen oder eine Gruppe von Menschen wichtige Ereignisse in der Welt beeinflussen und damit der Bevölkerung gezielt schaden wollen, während sie diese über ihre Ziele im Dunkeln lassen. Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungstheorien verschließen sich dabei Fakten und Gegenbeweisen. Algorithmusgesteuerte Informationen können Meinungen auch zu Verschwörungstheorien verfestigen. Dies sollte vor allem bei der Suchmaschinenwahl berücksichtigt werden. Entsprechende (Sicherheits-) Einstellungen sollten hier weiterhin vorgenommen werden, um nicht nur innerhalb der eigenen Filterblase, sondern möglichst allumfassend Informationen angezeigt zu bekommen. Im Unterschied dazu ist das Ziel von Fake News eine bewusste Verbreitung von Desinformationen.
Deep Fakes
Sogenannte Deepfakes können in diesem Zusammenhang Desinformation höhere Glaubwürdigkeit verleihen. Sie sind gezielte Manipulationen an wahrem Bild-, Ton- und Videomaterial, die mittels Künstlicher Intelligenz erstellt werden.
Die Erstellung von personenbezogenen Deepfakes benötigt Daten der entsprechenden Person. Dies können neben Bildmaterial auch die gesprochene Sprache bspw. aus Sprachnachrichten über den Messengerdienst sein. Diese erstellten Deepfakes können aufgrund der rasant sich entwickelnden Technologie nur schwer identifiziert werden und können im schulischen Kontext u.a. zu Cybermobbingzwecken missbraucht werden.
Manipulierte Videos von Politikern können bspw. zu einer tiefgreifenden Beeinflussung der politischen Kommunikation und Manipulation der öffentlichen Meinung – etwa vor Wahlen – und damit zu einer Unterminierung demokratischer Prozesse und einem Vertrauensverlust gegenüber der Informationsquellen führen.
Problematisch an dieser Stelle ist es weiterhin, dass die Technologie einfach zugänglich ist.
Vielfach verbreitet sind auch neben dem bekannten Enkeltrick die Erstellung von Fake-Pornografie (wovon insbesondere junge Frauen betroffen sind). Weitere Informationen finden Sie hier. Deepfakes werden auch im Rahmen der manipulativen Kriegsberichterstattung genutzt.
Das Wissen um entsprechende digitale Gestaltungsmöglichkeiten können helfen, solche Inszenierungen und Verzerrungen zu durchschauen. Die Themenseite des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) klärt u.a. über Gefahren und Gegenmaßnahmen auf. Für junge Menschen gibt es auf ZDF tivi logo! Informationen zur Erkennung von Deepfakes.
Wie kann man Fake News und Deep Fakes erkennen?
Hier finden sich Tipps, wie man Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen kann:
- Absender: Die Überprüfung des Profils/ des Accounts kann aufschlussreich sein. Die Anzahl der Follower und/ oder ein erst kürzlich erstellter Account können Hinweise auf einen unseriösen Absender sein.
- Sprache: Ist der Beitrag reißerisch und/ oder verwendet er emotionalisierende oder drastische Bilder? (Tipp: Prüfen des Ursprungs durch eine umgekehrte Bildersuche)
- Quelle: Ist eine Quelle für die Nachricht angegeben oder führt diese ins Leere, sobald man den Link aufruft? Wird ein Impressum angegeben?
- Inhalt: Sind Angaben/ Bilder zu Ort und Zeit plausibel? Gibt es andere Quellen, die den (Bild-) Inhalt bestätigen? Ist der Inhalt aktuell (Tipp: Datumsstempel der Website prüfen)?
- Online-Hilfen zum Fakten checken:
- Zu einem Thema immer mehrere Informationsquellen aufrufen und Inhalte miteinander vergleichen, d.h. sich nicht nur auf eine Quelle verlassen
- Faktencheck: faktenfinder - Fakten-Checks und Hintergründe | tagesschau.deÖffnet sich in einem neuen Fenster
- CORRECTIV – Recherchen für die GesellschaftÖffnet sich in einem neuen Fenster
- Faktencheck und Fakes melden: Mimikama: Zuerst denken – dann klicken! (Verein zur...)Öffnet sich in einem neuen Fenster
- Suchmaschine für Fakes im Netz: Hoaxsearch. Die Suchmaschine für Fakes im InternetÖffnet sich in einem neuen Fenster
- Umgekehrte Bildsuche: TinEye Reverse Image SearchÖffnet sich in einem neuen Fenster
- Weiterführende Informationen zu Deepfakes: BSI - Deepfakes - Gefahren und Gegenmaßnahmen (bund.de)Öffnet sich in einem neuen Fenster
- Identifikation von Deepfakes: Deepware | Deepware.Ai | Scan & Detect Deepfake VideosÖffnet sich in einem neuen Fenster
- Fake News melden:
Wenn Fake News erkannt wurden, kann man gemeinsam diese u.a. auf der genutzten Informationsplattform melden, durch das Kommentieren auf sie aufmerksam machen und entsprechende Beiträge nicht weiterleiten.